rennen und stolpern

Ich bin die letzten Tage gelaufen, immer weiter, immer schneller. Bloß nicht stehen bleiben. Versuchen alles , wirklich alles zu geben und einfach nur perfekt sein wollen. Ich bin völlig am Rad gedreht ohne es zumerken.... aber mich hat der Schein getrügt. Der Schein nach einem neuen, gesunden Leben ohne Bulimie, Angst und Schmerz. Es war eine reine Illusion, eine optische Täuschung oder ganz derb .. reine Verarsche! Es sei mir nicht gekönnt würde der eine sagen... der andere Gott will das so oder in der Kindersprache der Weihnachtsmann erfüllt dir diesen Wunsch nicht, weil du nicht brav genug warst. Wie dem auch sei.... Leben was ist das eigentlich... wie fühlt sich das an ? Von Zeit zu zeit geht eine Vase weiter kaputt... immer wieder fallen einzelne Scherben heraus bis sie irgendwann komplett zerbrochen ist. Aus mir sind in den letzten Tagen viele kleine Scherben herausgefallen. Germerkt hab ich davon nichts... es tat nicht weh! Heute allerdings viel eine sehr große heraus und die hat die anderen Risse noch größer gemacht.

Ich war am Donnerstag wieder bei der Psychologin. Mittlerweile schon das dritte Mal. Dieses Mal hatte ich den Eindruck, dass es wirklich etwas gebracht hat. Ich habe ihr erzählt, dass ich ab und zu rauche... Sie meinte ich soll mal versuchen mehr zu rauche, wenns mir gut tut und dann versuchen die Anfälle ganz langsam zu reduzieren. Eine Freundin hat mir eine Schachtel Zigaretten besorgt und es hat auch wirklich geholfen. Immerhin vier Tage ohne Anfall. Allerdings rauche ich ein bis zwei Zigaretten am Tag. Mein Limit liegt bei zwei pro Tag. Irgendwie brauche ich die auch, aber das ist schon extrem krass, wie schnell man davon abhängig wird. Heute habe leider die zwei Zigartten gar nicht gereicht. Einen Anfall hatte ich trotzdem und danach hatte ich irgendwie so ein ganz komisches Hungergefühl und hab alles durcheinander gegessen, als ob ich schwanger wäre.... nur die Sauergurken fehlten noch :))


 Naja... die Geschichte mit der Lehrerin ist besser geworden, sie beobachtet mich nicht mehr zumindest fällt es mir nicht auf. Die Psychologin will jetzt mit ihr telefonieren, ich hab ihr das heute erzählt und ich glaube gefallen tut ihr das gar nicht. Und ganz ehrlich, mir gefällt das auch nicht. Eigentlich will ich Abstand von der Lehrerin gewinnen und eigentlich auch nicht mehr so viele über meinen ganzen Müll reden nur klappen tut das so überhaupt nicht... teilweise rede ich jede Woche drei, vier Mal darüber. Meine größte Angst liegt darin die Leute zu nerven oder das sie denke, ich will nur Mitleid. Aber das Rede tut mir einerseits gut aber es schadet mir momentan auch. Und genau darin sieht man wieder, dass sie überhaupt nicht weiß was ich will. Ich habe kein Plan, wie es weitergehen soll. Keine Kontrolle über mich, mein Leben, mein Essverhalten und über meine Gedanken. Was ein fremdbestimmtes Leben. Ich meinem Kopf ist gerade so viel. Er ist viel zu voll. Rießig lange Züge und Lkw's vollbeladen mit Gedanken düsen in meinem Kopf hin und her. Mal davon abgesehen, dass es mich vollkommen wahnsinning macht, fühle ich mich einfach nur erschlagen, obwohl ich ja nur heute einmal gebrochen habe und die letzten vier Tage ziemlich schön waren. Wenn ich versuche nachzudenken bin ich entweder viel zu unruhig oder mir fallen tausend andere Dinge ein die dann gerade wichtiger sind. So richtig über alles nachdenken so ganz in ruhe, aber trotzdem intensiv kann ich gar nicht und ehrlich gesagt, habe ich auch verdammte Angst davor. Jetzt gerade möchte ich einfach nur weglaufen... egal wohin hauptsache weg... weit weg in ein anderes Leben ... raus aus dem ganzen Scheiß hier!

Wenn mich jemand fragen würde, wenn du dein Leben nochmal beginnen könntest, was würdest du ändern. Meine Antwort wäre so gut wie alles. Eigentlich bin ich mit nichts, was ich bisher so getan habe wirklich zufrieden. Einige Sachen waren wirklich fruchtbar dumm und einfach nur unnötig... andere gut und ganz sinnvoll, aber so wirklich zufrieden war ich nie. Und ich glaube, dass werde ich auch nie sein! Vielleicht liegt es in meiner Natur ;vielleicht gönne ich mir unterbewusst auch kein normales, schönes, angenehmes Leben. Vielleicht ist es einfach zum Scheitern verurteilt. Noch nicht jetzt aber irgendwann wird es wohl so sein! Ich könnte mir gerade so in den Hintern beißen. Warum zum Geier musste ich heute wieder einen Anfall haben und Brechen.... Wo ist da der Sinn... vier Tage ging das doch jetzt super gut und warum klappt das jetzt nicht mehr. Warum will ich plötzlich wieder Kotzen, wobei ich doch aufhören wollte. Warum tue ich mir das überhaupt an ?!

Skyscraper

Und manchmal könnte ich trotzallem vor Freunde tanzen, springen und schreien. Ich hab mich heute nachmittag mit zwei guten Freundinnen getroffen und muss sagen ; es hat so verdammt gut getan. Heute morgen wäre ich am liebesten im Bett geblieben und hätte mir die Decke über'n Kopf gezogen, aber als ich dann bei Mira war gings mir wirklich viel viel besser. Irgendwie ist das bei mir immer so. Wenn ich denke es wird richtig furchtbar und ich hab schon fast Angst irgendwo hinzugehen oder irgendwas zu machen, dann wird es meistens richtig gut. Und die Ablenkung war verdammt gut. Klar, meine Gedanken schweifen ständig ab. Aber meine gute Laune und so eine Art Lebensmut ist nach wie vorhanden, auch wenn er unter der Woche meistens irgendwo schlummert. Ich bin einfach froh, dass eben "nur" etwa 10 Leute von meiner Krankheit wissen. Viele Leute können damit entweder nicht umgehen oder kommen vor Sorgen fast um. Sehr beliebt ist auch, wenn du dann nur noch auf deine Krankheit reduziert wirst bzw. die Leute nicht mehr normal mit dir umgehen können. Deswegen passe ich einfach verdammt auf, wie und mit wem ich darüber rede. Vorallem machen dich diese Gespräche, auch wenn sie meistens gut tun, sehr nachdenklich und irgendwie auch traurig. In der letzten Zeit habe ich ziemlich viel darüber gesprochen. Es hat mir gut getan und ich war mit diesem ganzen Scheiß nicht ganz so alleine. Aber jetzt nervt es mich nur noch und immer mehr von sich preis zugeben, ist ein verdammt großes Risiko. Und irgendwie fühle ich mich dann noch mehr alleine und verloren und noch kränker. So bescheurt das auch klingen mag. Deswegen weiß keiner meiner Freunde, die in meiner Stufe sind davon, sonst hätte ich dieses Problem nicht nur mit der Lehrerin sonder auch mit meinen Freunden und da sich sowas extrem schnell in der Stufe rumspricht wüssten es bald alle. Und das will ich mal so überhaupt nicht!
Wenn mich jetzt gerade jemand fragen würde, wie fühlst du dich... ich wüsste nicht was ich antworten sollte. Irgendwie gehts mir gerade schon fast gut, aber gleichzeitig auch schlecht. Im Grunde bin ich Mira und Lara extrem dankbar für diesen Tag. Für ein paar Stunden Ablenkungen, lachen und einfach mal ein fast ganz normales Leben führen. Ihr glaubt nicht wie ich sowas vermisse. Ich weiß zwar nicht mehr, wie man normal ist, was ein normales Essverhältnis ist oder wie ein normales Verhältnis zum Leben aussieht, aber ich weiß, dass das Leben unglaublich schön sein kann, auch wenn ich im Moment davon nicht so viel mitbekomme. Aber dafür, dass ich jetzt schon so lange essgestört bin, ist mein Leben noch verdammt schön und lebenswert. Und dieses Theater mit der Lehrerin führt dazu, dass ich mich noch kränker und schwächer fühle. So ist zumindest mein Eindruck. Als ich gestern oder auch letzte Woche mit ihr gesprochen habe, habe ich gesagt "mir gehts im Moment ja nicht so gut" und sie sagt dann " dir gehts überhaupt nicht gut ( ...) ". Das gleiche Phänomen gibts ja auch in Krankenhäusern. Wenn man immer wieder daran erinnert wird, dass man blass ist oder man sieht, dass es einem nicht gut oder man einfach zu oft über seine Krankheit spricht wieder man noch kränker, auch wenn das eigentlich von der Psyche ausgeht. Ich hab mir jetzt geschworen bis zu den Weihnachtsferien nicht mehr über meine Krankheit zu sprechen... mal gucken, ob es mir dann besser geht. Und auch wenn das jetzt etwas gehässig klingen mag, am liebsten würde ich der Lehrerin mal zeigen, dass ich einfach momentan nicht mit ihr reden will. Klar, die letzten Gespräche gingen von mir aus, aber ich will ihr zeigen, dass ich auch ein normales Leben kenne, ohne Bulimie. Der Unterricht ist mir viel zu anstrengend, aber es gibt auch viele Sache, die mir Kraft geben und die mir zeigen, wie lebenswert das Leben ist. Ich fühle mich momentan teilweise zum zerbrechen und wie ausgekotzt gleichzeitig, aber ich glaube meine Kraft ist noch nicht zuende. Solche Tage wie heute treiben mich an, geben mir Kraft, sodass ich mein Leben genauso weiterleben kann wie es ist! Und diese Erkenntnis ist verdammt wertvoll. Ich weiß nicht, wie die nächste Woche werden wird. Laut Arbeitsplan meiner Mutter etwa so wie diese Woche, aber man weiß ja nie. Und genau, da ist das Risiko, was ist wenn sie mal zwei Stunden eher nach Hause kommt und ich gerade mitten im Essanfall drinn bin oder mit dem Kopf und Finger im Hals über der Kloschüssel hänge. Dann fliegt mein ganzens "Doppel-leben" auf und ich lande in einer Klinik und werde gezwungen gesund zu werden und bin dann wirklich UNFREI!
So bescheuert das klingen mag, aber die Bulimie gibt mir die größte Freiheit, obwohl ich der ärmste Sklave meiner selbst bin.


I want to fly alone

Kennt ihr das, wenn ihr einen Berg hoch geht.. immer höher aber niemals oben ankommt. Niemals die Fahne erreicht und niemals den Gipfel erklimmt. Ihr habt Ziele und Visionen, wollt zu einem bestimmten Zeitpunkt an einer bestimmten Stelle sein, aber es klappt nicht, egal was ihr tut. Egal, wieviel Kraft ihr aufwendet. Wieviel Energie. Es nützt alles nichts und eure Kraft schwindet von Tag zu Tag. Von außen kommt zwar ab und zu eine neue Lieferung Energie, aber es reicht einfach nicht, um den Vorrat wieder auf zufüllen. Und genauso ist das bei mir gerade auch. Ich hab euch ja von der Lehrerin erzählt, die mich immer beobachtet. Gestern habe ich mit ihr darüber gesprochen. Aber verstanden hat sie es nicht wirklich. Teilweise hatte ich das Gefühl, dass sie mich irgendwie versteht, aber die Message, die Intention nicht. Ich wünsche mir gerade eigentlich nur, dass sie da von nichts wüsste. Dann hätte ich diesen ganzen Stress nicht an der Backe. Ständig habe ich irgendwelche neuen Probleme oder Sachen, um die ich mich kümmern muss. Und dann kommt dieser Schwachsinn mit dieser Lehrerin dazu. Allein deswegen könnte ich schon drei Mal kotzen. Ich hab mit ein paar Leuten darüber gesprochen und die meinten ich soll versuchen nicht mehr darüber nachzudenken. Aber das sagt sich so einfach. So gerne würde ich die LK's wechseln, aber das geht nicht. Meinen B-Block LK gibts nicht im A-Block und deswegen ist wechseln unmöglich :// Ich glaube bevor mich das noch mehr kaputt macht, muss ich mich damit abfinden, egal ob sie das jetzt versteht oder nicht. Pia meinte, sie spricht dich bestimmt noch darauf an, aber die ist glaub ich jetzt ziemlich sauer und irgendwie fühlt sie sich auch angegriffen. Wenn ich nicht fünf Stunden unterricht bei ihr hätte. Ich übrlege schon ob ich die beiden Stunden am Montag schwänzen soll. Aber erstens merkt sie das dann sowieso, weil sie eben Stufenleitung ist und mich seit sieben Jahr kennt und weiß, dass ich nie krank bin und leisten kann ich mir das im Moment mal so gar nicht. Dafür bin ich einfach viel zu schlecht. In Ew und Bio bin ich vielleicht noch ganz gut, aber das wars dann auch. Und das alles nur wegen dieser bescheuerten Bulimie. Sie ist gerade einfach mehr Feind als Freund und macht mich kaputt und raubt mir meine ganze noch vorhandene Kraft. Letzte Woche elf Mal, diese Woche acht Mal. Vor einem Jahr war ich noch bei ein bis drei Mal pro Woche. Obwohl drei Mal so gut wie nie vorkam. oh man ey. Und im Grunde dreht sich alles nur noch in einem rießen großen, immer enger werdenen Kreis. Ein Kreis der niemals aufhören wird zu existieren. Und eigentlich will ich das alles nicht mehr. Ich hab zwar absolut keinen Plan, was ich eigentlich will. Ich weiß nur, dass ich das nicht mehr will. Aber meine Entscheidungen ändern sich momentan eh alle zwei, drei Stunden. In meinem Kopf herrscht ein einziges Chaos verbunden mit einem rießigen Fragezeichen. Und diese rießen Chaos existiert seit mehr als acht Wochen. Mehr als vier Jahren essgestört, zwei Jahre vorm Abi, schlechte Noten, schwach, müde und völlig desorientiert. Super Vorraussetzung!

With or Without you

Irgendwie fühle ich mich gerade so völlig kontroll und irgendwie auch orientierungslos. Ein kleiner Punkt innerhalb eines rießigen Gefüges von irgendeinem Wirwar von Leben und Gefühlen. Ich irgendwo mittendrinn, völlig klein und unbedeutent.
Das Gute aber irgendwie auch ungute ist, dass ich bis jetzt erst zwei Mal in dieser Woche gekotzt habe. Für mich erschreckend wenig. Egal ob positiv oder negativ. Eigentlich könnte ich mich ja freue sagt die gesunde Seite, aber die kranke sagt gleichzeitig nein das ist viel zu wenig. Eben dieses ganz normale Hin und Her, die Konkurrenz zwischen Gesund und Krank in meinem Kopf. Tagein, Tagaus und von Tag zu Tag wird's nerviger! Letzte Woche war die Kranke zu stark, sodass die Gesunde mal die Klappe gehalten hat. Und auch wenn das an sich nicht schön ist... aber dann hatte ich wenigstes diese zwei Streithähne nicht im Kopf. Und das ist auch mal ganz entspannend. Auch wenn die Woche alles andere als das war. Ich war noch voll in der Klausurenphase. Hab nur gelernt und gebrochen. Hab eine Klausur nach der anderen geschrieben und verkackt, bin jeden Tag in der Schule halb eingepennt und hab mich einfach nur gefühlt wie ausgekotzt und im Kakao erträngt. Am Ende waren es ganze 11 Anfälle. Nicht gerade schwach.
 Aber um ganz ehrlich zu sein: Es tat gut. Und ohne diese permanente Präsenz der Bulimie hätte ich die Woche auch nicht geschafft. Meine Ritzwunden verheilen langsam und im Grunde sind es nur noch Narben. Gestern Abend war ich allerdings so fertig, dass ich um acht Uhr eingepennt bin und heute morgen um acht wieder aufgewacht bin. Und ich war immer noch todmüde. Aber laut meiner kranken Seite darf ich mir langen Schlaf in der Woche, genauso wie "viel" essen nicht erlauben. Und genau an diesem Satz merkt man eigentlich schon, dass ich mich selbst zerstören will. Ich will von der Welt so möglich wie wenig mitbekommen. Zwar irgendwie teilnehmen aber so richtig wahrnehmen und aktiv handeln eher weniger. Verrückt, ich weiß. Eigentlich ist das der Gedankengang von Magersüchtigen, die sich unsichtbar machen wollen und möglichst nicht mehr da sein wollen. Zumindest einige denken möglicherweise so. Nur irgendwie will ich das auch! Fragt mich nicht warum, aber ich liebe dieses Leben nur irgendwie hasse ich es auch. Ich hab im Moment einfach das Gefühl nichts tun zu können, um aus dieser Situation rauszukommen bzw. irgendwas zu verändern, egal ob in positiver oder negativer Hinsicht. Ich weiß einfach selber nicht was ich eigentlich will. Ich bin total plan und initativlos, Es fühlt sich alles so irreal an ,obwohl es mittlerweile schon lange real ist. Aber das Leben zieht an mir vorbei. Und ich rennen in meinem endlos erscheinenden Teufelskreis auf und ab. Ohne Pause und ersichtliches Ende. Als Gefanger, Sklave und irgendwie als Glücklichster und unglücklichster Mensch der Welt. Irgendwo im Nirgendwo.
Und das schlimme ich bin so machtlos.
Ich bin gefangen in meiner Krankheit und allem was dazu gehört.Wenn ich die Kraft hätte für vielleicht zwei, drei Wochen mit dem Kotzen aufzuhören, bekäme ich Entzugserscheinungen und würde wieder in Ohmacht fallen. Passiert das in der Schule, rufen die Lehrer diesmal auf jeden Fall meine Eltern an und dann wissen sie, dass ich Bulimie habe und das wäre das allerletzte, was ich im Moment gebrauchen könnte. Denn dann stände ich unter dauerhafter Kontrolle. Und eigentlich will ich ja nur weg!


 http://www.youtube.com/watch?v=foLZH0se4lA

ohne dich wein und schrei und lach und leb ich

Kennt ihr das, wenn ihr ständig beobachtet werdet und euch zumindest so fühlt? Ich hasse dieses Gefühl! Ich finde das einfach nur bekläment und ich fühl mich dann einfach nur sau unwohl. Nur leider stehe ich im Moment in Englisch unter Dauerbeoachtung. Eine Lehrerin von mir weiß, dass ich Bulimie habe. Sie macht sich wohl wahnsinninge Sorgen und beoachtet mich deswegen ständig im Unterricht. Zuerst dachte ich, ich bilde mir das nur ein. Aber gestern Abend hat mir das auch eine Freundin bestätigt. Meine Stufe musste gestern Abend ins Theater und es waren auch ein paar Lehrer mitgekommen. U.a eben diese eine Lehrerin. Sie hat mich, immer wenn sie mich gesehen hat angeguckt und beoachtet. Und später sagte eine Freundin zu mir, der ich das mit der Beoachterei schonmal erzählt habe, sie beoachtet dich die ganze Zeit. Ich find's ja total lieb, dass sie sich solche Sorgen macht und ich mit ihr immer reden kann, aber meiner Meinung nach übertreibt sie einfach. Gestern morgen nach dem Unterricht meinte sie auch, du siehst völlig fertig aus und man sieht das total, dass es dir nicht gut geht. Eigentlich wollte ich das Gespräch nutzen, um sie mal auf die Beobachterei anzusprechen, aber das hat sich dann im Gespräch überhaupt nicht ergeben. Mich stört, dass total und ich hab auch schon mit anderen Leuten darüber gesprochen und die meinten auch, du musst mit ihr darüber reden, aber ich find das einfach verdammt schwierig, die Message so zu vermitteln, dass sie das nicht falsch versteht.
Diese Woche war's wieder total schlimm. Ich hab neun Mal gekotzt und bin eigentlich total fertig. Dazu kommt die Klausurenphase und diese Lehrerin und irgendwie bin ich damit völlig überfordert. Ich hatte heute eine Fahrstunden und war einfach grotten schlecht, weil ich ständig an gestern Abend denken musste. Teilweise hab ich das Gefühl, dass sie das sogar unbewusst macht. Ich weiß ja, dass das wirklich nur lieb gemeint ist, aber das ist einfach eine total komische Situation. Ich mag diese Lehrerin ja echt gerne, aber jetzt wandelt sich das eher in's Gegenteil um. Bewusst aufgefallen ist mir, dass erst nachdem ich vor zwei Monaten in der Schule zusammengeklappt bin. Aber ich frag mich nur, was sie durch dieses ständige Beobachten erreichen will?! Zuhause fühle ich mich im Moment genauso unwohl, besonders wenn mein Vater zuhause ist. Ich will einfach nur alleine sein, meine Ruhe habe und am liebsten auch nicht ständig zum Supermarkt rennen. Unglaublich viel Geld für Lebensmittel ausgeben, die am Ende eh nur im Klo landen und sich dann eine teilweise drei/ vier stünidge Prozedur des Fressen's und Kotzens unterziehen. Dabei dann noch voll in der Klausurenphase sein und zuhause im den Gute Laune Bär spielen und ständig mit dieser Angst leben zu müssen, dass meine Eltern es irgendwann mitbekommen und mich dann in irgendeine Klinik stecken und ich dann die Kontrolle über mein Leben völlig verliere. Am Dienstag war ich wieder bei der Psychologin, aber gebracht hat das irgendwie nichts. Und ich hab auch das Gefühl, dass mir das niemals irgendwas bringen wird. Aber auf der anderen Seite, Will ich überhapt gesund werden? Irgendwie schon nur irgendwie auch nicht. Und im Moment kann ich mir ein Leben ohne Bulimie auch gar nicht vorstellen.


sag ja

Meine Liebe Bulimie,
ich bin dir gerade einfach so unglaublich dankbar, dass es dich gibt. Ich hab dich während der letzten Woche so unglaublich vermisst. Heute hab ich noch mal mehr gemerkt, wie sehr ich dich brauche und dass du einfach alles und das beste für mich bist. Du schenkst mir Liebe und Geborgenheit und gibts mir den Mut und die Stärke, die ich brauche um zu leben. ♥
Ich glaube ohne dich könnte ich nicht mehr leben. Ich fühle mich nicht mehr alleine. Sicher und Behütet. Die Schwäche, die ich in meinem Körper habe, als Zeichen von dir, gibt mir Kraft und macht mich stark. Es gefällt mir. Unvorstellbar... aber irgendwie genieße ich die Schwäche und meine Willensschwäche. Du hast mich völlig in deiner Hand und das ist auch gut so. Ich habe schon lange keine Kontrolle mehr über mein Leben, aber du hast die Aufgaben übernommen. Manchmal verlangst du verdammt viel, damit ich bei dir bleiben kann, aber dann merke ich wieder wie es sich lohnt. Diese tiefe und unglaubliche Ruhe hab ich nur dir zu verdanken. Ohne dich könnte ich niemals so ruhig und entspannt im Bett liegen. Meine Ängste würden mich quälen und den Tag, sowie auch die Nacht zum Horror und zur reinsten Qual machen.Mit dir kann ich leben. Du bist mein Überlebenskünstler, mein Retter und mein Wegweiser. Es ist ein hin und Her. Ein Wechselspiel zwischen gut und böse, schwarz und weiß. Aber heute kann ich einfach nur sagen " Ich liebe dich". Klar, es gibt auch andere Zeiten, in denen ich dich hasse bis zum Tod und einfach kein Bock mehr auf den ganzen Müll habe und einfach nur gesund sein will... so wie jeder andere. Aber will ich das wirklich? Eine richtige Antwort hab ich darauf nicht... ich weiß nur, dass ich mir ein gesunde Leben ohne Bulimie, Ängste und Schmerz einfach nicht mehr vorstellen kann. Meine "altes" gesundes Leben ist zu weit weg und alles einfach schon zu lange her. Irgendwann hab ich mich selbst mal gefragt, ob ich mein Leben vermisse. Nein, ich kann es überhaupt nicht vermissen, ich kenn das Gefühl vom Gesund, vom Freisein einfach nicht mehr. Ich bin einfach schon zu lange in der Krankheit drinn. Und jetzt gerade in diesem Moment will ich da auch nicht raus. Ich genieße jeden Moment mit dir. Jede Sekunde meines Tages. Es geht einfach nicht ohne dich! Und ich weiß aber auch ganz genau, dass ich unglaublich krank bin in meiner Denkweise, aber dich gerade einfach brauche und nicht los lassen kann und will. DANKE ♥